Die gewerbliche Nutzung sämtlicher Bilder ist untersagt!
Der Hilfszug des DRK der DDR

Zu den X. Weltfestspielen in Berlin 1973


Alle blau hinterlegten Texte auf dieser Seite sind eine 1:1 Niederschrift aus dem Leben und Wirken von Raimund Schliebs im Hilfszug des DRK der DDR. Alle Bilder auf dieser und der Folgeseite stammen von Raimund Schliebs.


Auftrag für den Hilfszug


1) Einrichtung eines Zeltlagers am Stadtrand von Berlin für 250 bis 300 Gesundheitshelfer (Einsatzkräfte aus allen Bezirken) mit eigenem Verpflegungsstützpunkt (Einsatz unserer Küchenzüge). Dieses Einsatzobjekt wurde durch die hauptamtlichen Kräfte des Hilfszuges und den Kräften der Hilfszug-Staffeln West (Erfurt) und Mitte (Magdeburg) aufgebaut. Diese Staffelkräfte waren überwiegend Mitarbeiter der Krankentransportdienste der DRK-Kreisorganisationen, die aber die Arbeit in der Hilfszugstaffel ehrenamtlich übernommen haben. Die Leitung dieses Objektes hatte Kd. Lohmeyer, unser langjähriger Chef vom Hilfszug.

2) Einrichtung von drei med. Versorgungspunkten zu allen Großveranstaltungen der Weltfestspiele mit Einsatz von Ärzten und mittl. med. Personal aus Berliner Krankenhäusern (bis zu 20 Ärzte und 30 Schwestern, plus Hilfspersonal aus den Reihen der Jugendzüge des DRK Leipzig-Süd (unsere Stammtruppe), Gruppe des Jugendzuges des DRK Freiberg b. Dresden (diese Truppe sollte die Basis für eine Staffel Süd des Hilfszuges werden) und einigen hauptamtlichen Mitarbeitern des HZ als Techniker. Erster und zweiter Versorgungsstützpunkt mit jeweils 150 Betten, davon 30 Betten als Intensivbetten, zusätzlich Unterkunft für eigene Kräfte. Dritter Einsatzpunkt am Berliner Dom, direkt neben der Regierungstribüne. Am Tag nach Ende des Aufmarsches wurden dort die Tribünen abgerissen, die Bäume am Speeufer ausgegraben (!) und die Baugrube für den "Palast der Republik" abgesteckt.


1. Einsatzpunkt


Der erste Einsatzpunkt war das Stadion der Weltjugend an der Chausseestraße (war das ehemalige "Walter-Ulbricht-Stadion" umgetauft in "Stadion der Weltjugend" und heute Baugelände für die Zentrale des Bundesnachrichtendienstes in Berlin - tolle Entwicklung!). Anreise bei "Sauwetter", aber zum Aufbau war es dann schön. Wie gesagt, 120 Betten in großen Zelten und 30 Betten als Intensivbetten in den Zelten direkt am OP-Zug. Alle mit Durchgängen verbunden. Alle Zelte mit weißen Innenhäuten, die Betten mit weißer Bettwäsche (plus 3 x Wechselwäsche pro Bett vorrätig), Die "Intensivzelte" mit fließend Warm-Kaltwasser-Waschständer (Ständer mit Unterbau-Durchlauferhitzer), Belüftung mittels Sirokko-Geräten möglich, jedes Bett mit Infusionsständer, pro Bett Eisbeutel, Eisstücke in Thermobehältern vorrätig, jedes Bett mit Zugang zum Sauerstoff-Gerät (Koffergerät), EKG-Koffergerät, Versorgung mit Tee, Selters, Keksen und Obst vorrätig und natürlich ausreichend Infusionsmittel, Kreislaufmedikamente und alles was Ärzte für nötig befunden haben (Bestellung wurde vor Einsatz mit dem leitenden Arzt im Detail abgestimmt und entsprechend gesichert eingelagert). Im OP-Zug selber natürlich ausreichend chirurgisches Material zur Wundversorgung jeder Art (Erstversorgung bis zur Herstellung der Transportfähigkeit). Die Ärzte brauchten lediglich ihre Kittel und ihr Stethoskop mitbringen. Für Aufbau, Entfaltung und diverse Vorbereitung hatten wir vier Tage Zeit (nebenbei "Erste-Hilfe-Versorgung" für die einzelnen Übungsverbände im Stadion). Dann "Vorprobe", nächsten Tag "Generalprobe" mit vollen Besucherrängen und die "Eröffnungsveranstaltung" (die Bilder im Stadion sind von der Generalprobe - zur Eröffnungsveranstaltung war dazu keine Zeit - volles Programm!)

Übrigens, der "Spaß" der Sache: der Aufbau erfolgte ca. 20 m von der Grenze entfernt, entsprechende "Sicherheit" tagsüber, nachts war ich vollverantwortlich für alle meine Kameraden (20 Jugend-Rotkreuzler , 2 Hauptamtliche), denn wir waren die einzigen , die auf dem Gelände schlafen durften - ich hatte es strikt abgelehnt gegenüber dem kommandierenden Grenzchef "meinen" Hilfszug alleine zu lassen. Es gab erst großes Theater , dann Zustimmung, denn Prof. Dr. Ludwig war von 1957 - 1981 Präsident des DRK der DDR (und damit mein höchster Chef) und Vizepräsident der Liga der Rotkreuz- und Roter Halbmond-Gesellschaften. Trotzdem: Ein- und Ausfahrten aus dem Objekt nach 18:00 Uhr nur mit Sondergenehmigung für meinen B1000.


Anreise Berlin:

Berlin, Alexanderplatz:

Aufbau Hartplatz, Stadion der Weltjugend:




Essen fassen:

Lageransicht:



Generalprobe:


Bereitschaft:

Es gibt Arbeit:




Noch eine Anmerkung: Hinter der Mauer wurden alle unsere Aktivitäten fleißig gefilmt (ich wusste es nicht, es war das Gelände des jetzigen Bundeswehr-Krankenhauses Berlin!). Zur Hauptveranstaltung war richtig was los! Meist Erschöpfungszustände, weil die Teilnehmer nicht richtig gegessen hatten (keine Zeit, Verpflegungsbeutel in der Unterkunft gelassen usw). Aber auch richtige Kreislaufzusammenbrüche, Knochenbrüche, Schnittwunden, Schürfwunden - alles was man sich so denken kann, oder nicht glaubt, dass es bei solch einem Fest passieren kann. Der letzte Patient wurde 00:24 Uhr in eine stationäre Einrichtung verlegt, das Personal des GW verabschiedet und dann : Tempo, Tempo - die gesamte Einrichtung, Betten, Ausstattung, OP-Zug abbauen. Zelte wurden völlig beräumt, also Beleuchtung raus, Innenhäute raus, nur die blanken Zelte blieben stehen. Ach so, "Spaß" Nr. 2 wir konnten die Chausseestraße weder zwei Stunden vor der Veranstaltung, noch eine Stunde nachher benutzen - Protokollstrecke , Anmarschweg aller Teilnehmer und Besucher, da durfte kein KTW dazwischen sein und schon gar nicht mit Sondersignal !!! Alles wurde umgelagert innerhalb der Restnacht zum Objekt 2 auf einen Sportplatz in unmittelbarer Nähe der Karl-Marx-Allee / Warschauer Straße. Aufgabenstellung: Absicherung der med. Erstversorgung bei der großen Demonstration am nächsten Tag. (Die Zelte wurden erst einen Tag später abgebaut, wegen Zeitdruck.)


Die gewerbliche Nutzung sämtlicher Bilder ist untersagt!